T120 – Das Ueberraschungsei

Ich werde immer wieder gefragt warum ich keine genauen Termine nennen kann, hier ein Beispiel. Das Motorrad wurde gebracht mit der klaren Aussage:

„Ölverbrauch rechter Zylinder – kann ja eigentlich nicht viel sein. Zu dem Reparatur-Umfang fällt mir eigentlich nur Zylinderkopf, Zylinder & Kolben bzw. Kolbenringe ein. Fertig. Eine recht überschaubare Baustelle die relativ kurzfristig wieder fertig sein sollte.“

Satz mit X, war wohl nix !

Unglaublich feste Kopfschrauben, dann sehen die Auflageflächen der Unterlegscheiben so aus. Richtig tief eingedrückt.

Überall Handlungsbedarf

Die hier verbauten Ventilführungen sind a.) definitiv zu lang, die gehören nicht in diesen Motor, und b.) sind auch nicht fest. Der Bund steht hier über und liegt nicht auf dem Kopf auf.

Auf der anderen, der Auslaßseite, sieht’s auch nicht besser aus.

Die Schatten in der Laufbuchse deuten auf längere Standzeit hin. Hier war Kondenswasser der Übeltäter.

Auf dem anderen Zylinder das gleiche Dilemma. Außerdem wurden hier neue (und auch falsche) Kolben verbaut ohne vorher den Zylinder zu honen.

Das vordere Pleuel sollte normalerweise von seinem Eigengewicht am Gehäuse anliegen, das hintere auch. Beide Pleuellager sind hier schwergängig. Die Pleuel bleiben in jeder Position stehen. Lt. Aussage des Besitzers wurde der Motor erst komplett überholt. Wie mein Meister immer zu sagen pflegte:
Murkser aller Länder vereinigt euch, heiligt euer Innerstes, murkst weiter !

Die Stössel der Einlaßseite = Schrott

Auf dem Auslaß nicht besser

Ventileinstellschrauben Einlaß – wie…

… auslaßseitig reif für die Tonne. Neue Ventile waren aber drin.

Wie bereits schon erwähnt, hier sind falsche Kolben drin bzw. Kolben mit zu kleinen Ventiltaschen. Hier hat das Einlaßventil auf den Kolben geschlagen.

Auch am Ventil deutlich zu sehen.

Blanke Lichtmaschinenkabel, auch nicht schlecht.

Kupplugsfedern von einem 500er Motor, darum so weit eingedreht.

Hier wundert mich nichts mehr.

Mit der Kundin telefoniert, Motor raus und komplett zerlegen.

Kurbelwellenlager mit Senkschrauben im Gehäuse fixiert und die Schrauben haben an der Kurbelwelle geschliffen. So einen Murks sieht man wirklich nicht alle Tage.

Der Verschluss der Schlammhülse. Normalerweise hat der Stopfen einen Schlitz oder einen Innensechskant. Hier wurde ein Stück Rundmaterial eingedreht und dann außen abgesägt.

Über die verbogene Schlammhülse brauche ich mich dann bei so viel Fachkompetenz auch nicht mehr zu wundern.

Endlich mal was positives. Neue Pleuel, neue Steuerräder …

… und neue Nockenwellen.

Hier wird der Ringstoß der Kolbenringe gemessen.

Das Motorgehäuse kann zusammen gebaut werden.

Machen wir uns die Arbeit etwas leichter. Den Halter hatte ich schon während meiner Lehrzeit gebaut, so lassen sich viele Teile einfach leichter montieren.

Die neuen Kolben warten schon auf den Zylinder.

Das Getriebe ist auch schon drin.

Eine der Sparmassnahmen bei Triumph Anfang der 70er. Diese Gangarretierung braucht kein Mensch.

Das Nadellager der Getriebenebenwelle, leider ohne Nadeln. So wurde das mal zusammen gebaut.

Einbaufertig für den Rahmen.

Hier im Bild der Kopf mit neuen Ventilsitzringen …..

… und neuen Ventilführungen.

Ventile und Federn wurden natürlich auch erneuert.

Die Bohrung im Kopf der mittleren Kopfschraube. Wie ist sowas eigentlich möglich eine Bohrung derart zu versauen ?

So sieht die dazu gehörende Kopfschraube aus.

Vor lauter Frust über soviel Murks hatte ich dann erstmal den Öltank leer laufen lassen. Der Schlamm auf dem Ölsieb zeugt von regelmäßigen Ölwechseln.
Irgendwo höre ich immer wieder das englische Motoren mehr kaputt sind als dass sie laufen. Muß man sich bei dem Ölsieb nicht wundern.

Gleich ist Feierabend, noch schnell den auf der Welle losen Kickstarter nachziehen. Alle Versuche zwecklos, also den Bolzen ausgebaut. Jeder Kommentar überflüssig.

Neuer Tag, neues Glück, neue Motivation. Weiter geht’s mit den Kopfschrauben. Die Auflagefläche wurde etwas nachgearbeitet, jetzt ist die Schraube zu lang.

Als nächstes sind die Kipphebelgehäuse an der Reihe.

Der Tag ist noch jung, aber sowas braucht am frühen Morgen kein Mensch.

Egal was ich anfasse ….

So sehen die Schrauben aus die da drin waren. Ok, M6er Gewinde, wird schon hier und da mal gemacht wenn man keine zöllige Reparaturmöglichkeit hat. M6 hält auch, anständige Montage vorausgesetzt.

4 neue Gewindebuchsen. Jetzt ist hier Ruhe.

So langsam kriegt die Sache ein Gesicht.

Die Ölleitung zu den Kipphebelgehäusen. Wenn ich mir überlege was ich an diesem Motor schon alles gesehen habe wundert mich das auch nicht mehr.

Die Kabel von der Zündung zum Kabelbaum. Ohne Worte.

So langsam hat jetzt alles seine Richtung. Hier der neue Belt-Drive.

Die originalen Vergaser haben nur noch für die Tonne getaugt. Der Kunde hatte noch einen Satz Mikuni’s, aber die hatten eine sehr seltsame Bestückung drin.

Läuft schön und zieht wie ein Traktor.

Fertig !

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