BSA Rocket 3 MKII

Eine BSA Rocket 3 in der MK2 Version, etwas vernachlässigt, aber ein sehr originaler Zustand. Die Aufgabenstellung des Kunden war überschaubar:

– Zündung bzw. Elektrik prüfen
– TriSpark Zündung montieren
– Ansauggummis ersetzen
– Sumpfplatte ersetzen
– Außenliegender (Ja, richtig gelesen) Ölfilter demontieren

Das Motorrad ist wieder ein Paradebeispiel dafür warum ich keine Termine nennen kann. Ein Großteil der hier vorliegenden schwerwiegenden Verbrechen wurden von einem englischen sowie auch von einem deutschen „Spezialisten“ eingebaut. Der englische ist glücklicherweise nicht mehr im Geschäft. Möge den beiden die Finger abfaulen !

Fangen wir mal mit der Zündung an, ist ja nix Großes. Deckel ab und es grinst mich eine Boyerzündung an die seit den frühen 70’er bei Boyer schon nicht mehr im Programm war weil es reihenweise Kolbenschäden gab. Die wurde lt. Aussage des Besitzers von dem englischen Guru ca. 1998 eingebaut. Dann hat der deutsche Profi es fertig gebracht eine Gewindebuchse mit einem M6 Gewinde in die Auslassnocke zu drehen.

Die Zündung ist drin, hoffentlich hält das mit der 6er Schraube, wir werden sehen. Als nächstes sind die undichten Stösselrohre dran. Hier im Bild der typische Zustand wenn sich die Dichtungen verabschieden

Die Rockerboxen sind beide runter und hier der typische Zustand der Dichtungen

Friede ihrer Asche

Der Kunde wollte neue Ansauggummis, also Vergaser runter. Hier der Ansaugstutzen des linken Zylinders.
Wie geht das ?

Der besagte Ansaugstutzen, reif für die Tonne

Rost in der Ansaugbrücke

Dezente Verwesungserscheinungen in den Vergasern …..

…. sowie auch in den Schwimmerkammern. Der gebrochene Stutzen wurde ersetzt und ich hatte noch überlegt ob ich die beiden anderen Stutzen auch abschrauben soll. Beide sahen dicht aus, nichts feucht außen, also habe ich sie dran gelassen. Aber das sollte sich später noch rächen….

Die Hinterradkette ist bis zum Anschlag gespannt. Mit dem Kunden telefoniert und er hat ein X-Ring Kettenkit geordert. Also den Primärtrieb abbauen

Keine Ahnung wie alt das Öl ist, aber der Primärkasten sieht innen war wie schwarz lackiert. Auf der rechten Seite habe ich das alte Öl mal abgewaschen ….

Das nächste Highlight. Hier das Antriebsrad der Ölpumpe

Das Zwischenrad

…. und hier das Antriebsrad von der Kurbelwelle. Hier ist mal ein etwas stabilerer Fremdkörper durchgegangen. Fazit: Antriebswelle der Ölpumpe verbogen und dadurch ist die Wellenbohrung im oberen Ölpumpendeckel oval. Ölpumpe = Schrott

Es soll eine neuer Kettensatz drauf, also auch das hintere Kettenrad erneuern. Bauen wir mal das Hinterrad aus. Hier ein wunderbar verbogenes Bremsgestänge und ein Hebel an der Bremse der im absolut falschen Winkel steht. Der Hebel gehört nach unten, dann funktioniert das auch mit der Kraftübertragung

Die Ankerplatte runter und wieder ein Querschläger. Der Schraubring, der das Radlager in Position hält ist lose und hat auch schon ordentlich an der Ankerplatte geschliffen.

Der Ring sollte normalerweise bündig mit der Nabe sein.

Hier hat ein Edelbastler schon mal eine Gewindebuchse in die Nabe eingesetzt. Man beachte die Wandstärke. Links dick, rechts dünn. Profiarbeit.

Das Reparaturgewinde ist M49 x 1,5, auch nicht schlecht. Erst mal auf einer Welle ein Außengewinde schneiden.

Passt. Die Welle abgeschnitten, wieder an die Drehbank und einen Gewindering abgestochen.

Sieht doch gar nicht schlecht aus ….

Passen tut‘s auch.

Alles wieder zusammen, lassen wir mal den Motor laufen. Nach dem zweiten Tritt lief das Ding, prima, ein Stück weiter. Die Vergaser hatten noch neue Schwimmerkammern und einstellbare Schwimmer bekommen, scheint zu funktionieren.

Nachdem der Motor etwas Temperatur hatte ging er nicht mehr auf die Leerlaufdrehzahl zurück. Typisches Symptom von Falschluft. Sollte das die Strafe dafür sein weil ich den mittleren und auch den rechten Ansaugstutzen nicht abgeschraubt hatte ? Es war die Strafe dafür !

Also den mittleren und rechten Stutzen runter, die restlichen Dichtungsfragmente entfernt, dann die Dichtflächen kontrolliert. Gerade ist was anderes, aber wenigstens sind sie beide gleichmäßig krumm.

Hat wohl einer mal mit viel Gefühl angezogen ….

Vergaser sind wieder drin und der Motor läuft nicht schlecht. Zeit für eine Probefahrt. Wenn ich schon solche Batterieanschlüsse sehe habe ich keine Lust mehr auf Probefahrt.

Der Sicherungshalter, auch nicht gerade vertrauenerweckend.

Öffnen lässt er sich nicht mehr, fest geschmort.

Vom Pluspol ein dickes Kabel das frei in der Gegend herum hängt. Noch nicht mal das Ende isoliert.

Auf der Minusseite das gleiche Trauerspiel. Ich wundere mich immer wieder das viele Motorräder noch nicht abgebrannt sind. Bei der Probefahrt offenbarte sich der nächste Knaller.

Der Motor hat ein 4 Gang Getriebe und das ist eigentlich über jeden Zweifel erhaben. Beim Hochschalten habe ich 2 x einen Gang überschaltet und beim Herunterschalten musste ich mit viel Kraft auf den Schalthebel treten. Also, Getriebe raus. Mit manchen Baustellen wird man nie fertig.

Das Motorrad ist fertig – leider habe ich vergessen noch Bilder zu machen.

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